17. Mai bis 11. August 2013
Glanz der späten Karolinger
Erzbischof Hatto I. (891-913)
Von der Reichenau in den Mäuseturm
Am Mäuseturm, um Mitternacht
Des Bischofs Hatto Geist erwacht:
Er flieht um die Zinnen im Höllenschein,
und glühende Mäuslein hinter ihm drein!
(August Kopisch, 1837)
Kaum eine andere Person des frühen Mittelalters wird so schillernd beschrieben wie er: Hatto I., Abt der Benediktinerklöster von Ellwangen und auf der Insel Reichenau sowie 891–913 Erzbischof von Mainz. Sein in Jahrhunderten gewachsenes negatives Image reicht vom Intriganten bis hin zum Mörder und Betrüger. Entsprechend schaurig soll sein Tod gewesen sein: Er sei, so die Sage, als Strafe für seine Hartherzigkeit im Binger Mäuseturm von Nagern aufgefressen worden.
Um 850 in Schwaben als Sohn einer mächtigen Adelsfamilie geboren, war Hatto politischer Ratgeber in schwieriger Zeit, Stifter herausragender Kunstwerke und Erneuerer der Stadt Mainz. Da seine Treue zum karolingischen Königshaus dem neuen Herrschergeschlecht der Ottonen ein Dorn im Auge war, arbeiteten deren Geschichtsschreiber an einer Diffamierung Hattos, die über 1000 Jahre hinweg Wirkung zeigen sollte.
Anlässlich von Hattos 1100stem Todestag bewertet das Dommuseum Mainz die Rolle dieser umstrittenen Schlüsselfigur der spätkarolingischen Epoche neu. In einer Gegenüberstellung von schriftlicher Überlieferung und authentischer, von Hatto gestifteter Objekte wird der Versuch unternommen, die historische Person des Erzbischofs „freizulegen“. Dabei wird erstmals in einer Ausstellung die Zeit um 900 in den Fokus gerückt und anhand bedeutender Werke der Buchmalerei sowie der Schatz- und Bildhauerkunst beleuchtet. Um das sog. Hatto-Fenster (um 900) aus dem Besitz des Dommuseums gruppieren sich herausragende Kunstwerke der späten Karolingerzeit, darunter das Nagelreliquiar aus dem Trierer Domschatz sowie die berühmten „Tuotilo“-Elfenbeine aus der Stiftsbibliothek zu St. Gallen, die im Rahmen dieser Ausstellung erstmals in Deutschland zu sehen sein werden.