GENANNT FRAUENLOB 1318–2018
Heinrich von Meissen (geb. 1250/60 in Meißen; gest. 1318 in Mainz) gehört zu den bedeutendsten Dichtern in mittelhochdeutscher Sprache. Schon zu seinen Lebzeiten galt er als Berühmtheit. Seine Werke, die in allen großen Liederhandschriften des 14. und 15. Jahrhunderts vertreten sind, waren stilbildend für Poesie und Musik im deutschen Kulturraum. Das berühmteste, sein „Marienleich“, in dem er – in durchaus erotischer Weise – ein Loblied auf die Jungfrau Maria anstimmt, brachte ihm den Beinamen „Frauenlob“ ein.
Zuletzt am Hof von Erzbischof Peter von Aspelt (amt. 1306-1320) in Mainz tätig, verstarb er hier am 29. November 1318. Der Sage nach trugen ihn trauernde Jungfrauen zu Grabe, und er fand, wie sonst nur der Klerus, seine letzte Ruhe im Kreuzgang des Domes. Seine Grabstätte wurde im Lauf der Jahrhunderte mit verschiedenen Denkmälern, unter anderem 1841/42 von Ludwig Schwanthaler, ausgestattet. Zum 700sten Todestag des Dichters stellt das Dommuseum neben diesen Grabdenkmälern vor allem Frauenlobs Verklärung im 19. Jahrhundert ins Zentrum seiner Präsentation. In jener Zeit wurde der Dichter in Mainz ebenso hoch geschätzt wie Johannes Gutenberg. Noch heute lebt er fort in den Namen von Schulen, Straßen und Brunnen wie jenem nach ihm in der Mainzer Neustadt benannten Platz, dessen künstlerische Gestaltung anhand der Originalpläne vorgestellt wird.
Die Besucher sind eingeladen, in der Kabinett-Ausstellung durch eine eigens dafür eingerichtete „Frauenlob-Straße“ zu wandern, in der sie eine Vielzahl von Gemälden, Graphiken und Skulpturen rund um den berühmten Dichter erwartet. Sie tauchen ein in die Blütezeit der weltlichen Minne und der Marienverehrung und können sich verzaubern lassen von der Welt der Meistersinger und den im 19. Jahrhundert entstandenen Frauenlob-Opern. Auch zu entdecken: Die Trivialisierung Frauenlobs in den gleichnamigen Einmachgläsern, Waschextrakten oder der Wäscheschleuder „Frauenlob“. Am Ende der Ausstellung erwartet die Besucher das künstlerisch wohl bedeutendste Werk, Frauenlob Grabdenkmal von Ludwig Schwanthaler.