29. August bis 23. November 2014
Franz von Kesselstatt
Mainzer Domherr, Diplomat und Dilettant in bewegter Zeit.
Johann Philipp Franz Ludwig Willibald Nepomuk Xaver Hyacinth Maria Reichsgraf von Kesselstatt war Domherr an der Mainzer Kathedrale und – im besten Sinne des Wortes – Dilettant in den Schönen Künsten. Unvergessen und in zahllosen Stichen reproduziert sind die von ihm geschaffenen Aquarelle, die in einzigartiger Weise das Erscheinungsbild des spätbarocken Mainz festhalten. Diese originalen Stadtansichten stehen im Mittelpunkt der Ausstellung.
Kesselstatts Lebenszeit umfasste mit der Französischen Revolution und der Besatzung von Mainz, der Auflösung des Mainzer Kurstaates unter Napoleon und der Neuordnung Europas durch den Wiener Kongress eine Periode tief greifender historischer Veränderungen an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. Erentstammte einer in Trier ansässigen Adelsfamilie, die seit Generationen in kurtrierischen Diensten gestanden hatte. Kesselstatt studierte in Wien und wurde zur Zeit der letzten Erzbischöfe Erthal und Dalberg Mitglied des Mainzer Domkapitels. Nach dessen Auflösung und bei der Wiedereinrichtung des Bistums Mainz 1801/03 blieb Kesselstatt ohne offizielles Amt.
Er verbrachte nunmehr im alten Bischofshof am Höfchen „ein ruhiges zufriedenes Leben, und glüklich; seine Lieblings-Unterthaltung sucht er in der Kunst zu zeichnen und zu mahlen, … worinn er eine besondere Geschiklichkeit besitzt, wovon die von ihm vorräthige vortreflich gemalte Landschaften die Ueberzeugung geben“ (F. X. Streitberger). Daneben legte Kesselstatt eine bemerkenswerte Kunstsammlung sowie eine umfangreiche Bibliothek an. Dieses Leben als hochherrschaftlicher Privatier wurde nur einmal, 1814/15 durch eine diplomatische Reise nach Wien unterbrochen, wo er die Interessen der Stadt Mainz auf dem Wiener Kongress vertrat.
Die Ausstellung des Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseums stellt zunächst Kesselstatts Biographie und seine Lebenswelt als Domkapitular in bewegten Zeiten vor. Im Zentrum der Präsentation stehen die von Kesselstatt geschaffenen Veduten des „Goldenen Mainz“, ergänzt durch Ansichten aus der Trierer Gegend und dem Mittelrheintal. Die Deckfarbenmalereien des aus Liebhaberei zur Kunst gekommenen Geistlichen bestechen aus heutiger Sicht als historische Dokumente eines weitgehend untergegangenen oder stark veränderten Stadtbildes, die es dem Betrachter in einzigartiger Weise erlauben, in die vergangene Atmosphäre des alten Kurmainz einzutauchen.