Vom Bombenkrieg gezeichnet.
Vergessene Fragmente erzählen Geschichte
Kriege sind heute wieder allgegenwärtig. Wohin sie führen, zeigt die Zerstörung von Mainz am 27. 2. 1945, als 80 % der Stadt vernichtet wurden und ca. 1200 Einwohner ums Leben kamen. Die 80ste Wiederkehr dieses im kollektiven Gedächtnis der Stadtgemeinschaft eingebrannten Schreckenstages nimmt das 1925 gegründete Bischöfliche Dom- und Diözesanmuseum Mainz zum Anlass für die Sonderausstellung „Vom Bombenkrieg gezeichnet. Vergessene Fragmente erzählen Geschichte“, die vom 26. Februar bis 27. Juli 2025 stattfindet. „Es ist die vornehmste Aufgabe des Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseum die kirchliche Kunst aus Stadt und Diözese Mainz zu bewahren,“ erklärt Dr. Winfried Wilhelmy, Direktor des Museums, der gemeinsam mit seinem Team in den vergangenen Monaten die Depots sichtete. Dabei wurden zahlreiche, verloren geglaubte Kunstwerke wiederentdeckt, die vormals die Stadt zierten und für viele Mainzer Bürger identitätsstiftend waren: herabgestürzte Hausmadonnen, zerbrochene Portalfiguren, demolierte Wappensteine oder zerschmolzene Goldschmiedearbeiten wurden gefunden.
All diese Fragmente werden unrestauriert und in bewusstem „Werkstattcharakter“ auf Paletten präsentiert. Die emotional anrührende Präsentation begleitet eine Publikation mit großformatigen Fototafeln, die die Objekte unversehrt in ihrer ganzen Vorkriegsschönheit festhält. Ein heute im Stadtarchiv Mainz aufbewahrter Film aus dem Jahr 1935, der die noch unzerstörte Altstadt zeigt, ergänzt die Präsentation. Weitere Höhepunkte der Sonderausstellung sind die geschmolzene neugotische Bleimaske vom Mainzer Dom, die Alabasterfiguren barocker Grabdenkmäler aus St. Christoph oder der erstmals wieder aufgebaute, sechs Meter hohe Hochaltar der Emmeranskirche aus der Zeit um 1630, der bislang als verschollen galt.
Die hier gezeigten Kunstwerke waren einmal „schön“, doch diese Schönheit haben sie in den Bombenächten des Zweiten Weltkriegs verloren. Zerbrochen und gezeichnet vom Feuer sind sie nun „hässlich“, hässlich wie der Krieg selbst. „Wenn wir den verstümmelten Kunstwerken zuhören, sprechen im Idealfall im Schweigen der auf Stille hin konzipierten Ausstellung allein die Fragmente,“ erklärt Dr. Winfried Wilhelmy. Und gerade heute, wo der Krieg wieder (und nicht nur) in Europa eingezogen ist, täten wir gut daran, auf ihre Mahnung zu hören: Nie wieder Krieg!
Ausstellungsfläche: 500 qm
Exponate: 90 Skulpturen, Gemälde, Graphiken, Schatzkunst sowie ca. 80 Fototafeln mit Stadtmainzer Ansichten vor und nach dem Zweiten Weltkrieg
Begleitbuch zur Sonderausstellung: Vom Bombenkrieg gezeichnet. Vergessene Fragmente erzählen Geschichte
Mainz 2025, 352 Seiten, 255 Abb., 29,80 Euro
Dauer: 26. Februar 2025–27. Juli 2025
Öffnungszeiten:
Dienstag-Freitag: 10–17 Uhr
Samstag/Sonntag: 11–18 Uhr
Geschlossen: Montags sowie 1.3.-4.3. (Fastnacht), 18.4. (Karfreitag), 20.4. (Oster-Sonntag), 4.5. (Mainz-Marathon), 29.5. (Christi Himmelfahrt), 8.6. (Pfingst-Sonntag), 14.6. (Lange Nacht der Museen: ab 18 Uhr geöffnet) sowie 19.6. (Fronleichnam)