Kabinettausstellung vom 6. Juli bis 23. Dezember 2012
Siehe, ich sende einen Engel vor Dir her… (Ex 23,20)
Benediktinisches Leben in Engelthal
Das Benediktinerinnenkloster Engelthal 30 km nordöstlich von Frankfurt am Main gelegen feiert in diesem Jahr seine 50-jährige Wiederbesiedlung. Das Jubiläum des einzigen bewohnten Frauenklosters auf Mainzer Bistumsgebiet ist Anlass der Ausstellung.
1962 wurde das seit 1803 weitgehend leerstehende und ruinöse Kloster auf Wunsch des Mainzer Bischofs Albert Stohr durch 20 Benediktinerinnen aus dem Kloster Herstelle/Weser wiederbesiedelt.
Die Geschichte von Kloster Engelthal beginnt bereits im Jahr 1268. Ritter der Familien von Buches und Karben stiften zu ihrem Seeleheil und dem ihrer Nachkommen ein Zisterzienserinnenkloster im Vallis Angelorum im Tal der Engel. Der historische Teil der Ausstellung zeigt u.a. eine 1:1 Reproduktion der Stiftergrabplatte des Konrad von Buches, dazu die in einem mittelalterlichen Kopiar überlieferte Stiftungsurkunde und ein über Jahrhunderte geführtes Seelbuch. Viele der darin aufgeführten Personen sind Vorfahren von noch heute in der Umgebung ansässigen Familien.
Die Ausstellung präsentiert mittelalterliche und barocke Ausstattungsstücke der Klosterkirche: Glasfragmente und Fliesen des 14. Jahrhunderts, die eine enge Verbindung zu Kloster Eberbach dokumentieren, einen Kelch des Meisters Berdolt, dem Meister des Frankfurter Bartholomäus-Dom-Reliquiars, und barocke Gewänder von höchster Qualität aus der klostereigenen Werkstatt. Einige Exponate tragen Wappen und Stifterinschrift der Äbtissinnen, die das Kloster im 18. Jahrhundert zu einem geistlichen und kulturellen Zentrum aufbauten. Kostbares Porzellan aus der Porcelain-Backery“in Hanau, einer der ersten Porzellan-Manufakturen in Deutschland und feine Glasgefäße aus der Klosterapotheke belegen die hohe Lebensqualität der Zisterzienserinnen bis zur Aufhebung und Säkularisation des Klosters im Jahr 1803.
Im zweiten Teil der Ausstellung geben 62 großformatige Fotografien Einblick in das aktuelle Klosterleben. Die 21 in Kloster Engelthal lebenden Schwestern haben den Frankfurter Fotografen Marc Jacquemin eingeladen, sie in ihrem Klosteralltag zu begleiten. Entstanden sind Fotografien, die von Gebet und Gastfreundschaft, Stille und Lust am Leben erzählen. Bilder, die ahnen lassen, welche Faszination von einer Lebensweise ausgeht, die seit nahezu 1500 Jahren den gleichen Regeln folgt. Gleichzeitig räumen die Bilder gründlich mit der Vorstellung eines angestaubt-altmodischen und weltfremden Klosters auf.
In Engelthal lebt eine Gemeinschaft tatkräftiger Frauen, die das Kloster für Freunde und Gäste öffnen. In den vergangenen vier Jahren sind mit einem neuem Kreuzgang sowie Wohn- und Arbeitsgebäuden Räume in moderner, reduzierter Architektursprache entstanden. Räume, die in ihren klaren Formen zeigen, worum es im Kloster geht: dass Beschränkung auch Freiheit bedeuten kann und Konzentration auf das Wesentliche.
Die Kabinettausstellung im Dommuseum zeigt mit ausgewählten historischen Exponaten und einnehmenden Fotografien, was benediktinisches Leben in Engelthal ausmacht.